Tschechische Startups präsentierten sich erneut österreichischen Investoren
04.10.2024 / 15:46 | Aktualizováno: 04.10.2024 / 16:46
Wien ist eine dynamische Start-up-Metropole. In Österreich sind rund 30.000 Arbeitnehmer bei Start-ups beschäftigt, und gleichzeitig ist Österreich der viertwichtigste Investor in Tschechien. Die Verbindung der Start-up-Szene mit Investoren zwischen beiden Ländern birgt großes Potential. Vor diesem Hintergrund fand am 1. Oktober 2024 in den Räumlichkeiten der Botschaft die bereits dritte Ausgabe der Veranstaltung Czech Startup Day statt. Dieses Event wurde von der Handels- und Wirtschaftsabteilung der Botschaft und der Agentur CzechTrade als Projekt zur Unterstützung der Wirtschaftsdiplomatie (PROPED) organisiert. Geblockt in zwei Teilen wurden den anwesenden österreichischen Investoren in Form einer kompetitiven Pitch-Session 13 tschechische Startups aus verschiedenen Bereichen vorgestellt. Ergänzt wurde das Programm durch Podiumsdiskussionen und eine Präsentation des tschechischen Startup-Ökosystems. Jury und Investoren würdigten die Qualität der diesjährigen Teilnehmer.
Die österreichische Startup-Szene ist besonders dynamisch, wobei die Hauptbranchen für Startups nach wie vor die Bereiche IT und Wissenschaft sind. Im Jahr 2023 wurden die meisten Finanzierungsrunden in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Virtual Reality, Blockchain, Cloud, Cybersicherheit und Datenanalytik abgeschlossen. Dank seines starken Finanzsektors ist Österreich ein idealer Standort für die Entwicklung von Start-up-Lösungen im Finanzdienstleistungsbereich. Aber auch der Bereich Life Science und Healthcare ist sehr gut vertreten. Weiters ist Österreich bei grünen Technologien führend und bietet somit ein prosperierendes Umfeld in Industrie, Energie und Mobilität. Nachhaltigkeit und Digitalisierung werden in den kommenden Jahren bestimmende Themen für alle Unternehmen sein, und Start-ups können hier als Innovationstreiber eine wichtige Rolle spielen.
Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury war einmal mehr das Innovationspotenzial, das die Teilnehmer des diesjährigen tschechischen Startup-Tages dem Publikum vermittelten. Der Gewinner der diesjährigen Pitch-Session war das Startup BatteryCheck s.r.o. mit seinem Batteriestand-Monitoring, den zweiten Platz belegte das Cybersicherheitsunternehmen REDAMP SECURITY s.r.o. und auf dem dritten Platz landete Aireen a.s., das eine nicht-invasive Screening-Methode für chronische Krankheiten entwickelt hat. Weitere Teilnehmer der Pitch-Session präsentierten Produkte und Dienstleistungen aus den Bereichen Finanzen, Mobilität, Optimierung und Automatisierung, Sicherheit, Satelliten, Virtual Reality, öffentliche Beschaffung oder Lebensmittel. Bei der Bekanntgabe der Gewinner hob Juror Peter Helesic von der Investmentplattform Danube Angels die Qualität der diesjährigen Teilnehmer hervor. Ihre Profile finden Sie im beigefügten Katalog.
Die tschechische Startup-Community umfasst mehr als 3.000 Unternehmen, die etwa 5 % zum BIP beitragen. Österreich bietet sich hier selbstverständlich als Ziel für eine Expansion oder die Suche nach einem ausländischen Partner an. Das Alpenland ist langfristig der viertgrößte Investor in Tschechien. Für Österreich hingegen stellt Tschechien nach Deutschland den wichtigsten Handelspartner im mitteleuropäischen Raum dar.
Ein oft zitiertes erfolgreiches Beispiel für den Einstieg eines tschechischen Startups in den österreichischen Markt ist Rohlik.cz. Das Unternehmen firmiert hier unter dem Namen Gurkerl und bietet überwiegend regionale Produkte an. Julie Havlová, Leiterin des Österreich-Büros von CzechTrade, erklärt die Gründe, warum das Unternehmen diesen Weg eingeschlagen hat: „Österreicher bevorzugen stets heimische Produkte.“ Deshalb spiele vor dem Markteintritt die Vorbereitung eine entscheidende Rolle – Marktforschung, Definition der Zielgruppe und Vertriebskanäle, Informationen über die Konkurrenz. Man könne sich nicht darauf verlassen, dass der österreichische Markt genauso funktioniert wie der tschechische oder deutsche.
Dies bestätigt auch Zuzana Bedřichová, die Vertreterin der Wirtschaftsagentur Wien für Unternehmen aus Tschechien und der Slowakei. „Am häufigsten arbeite ich mit Unternehmen an Rebranding und Marketingstrategie.“ Österreicher sind konservative, aber loyale Geschäftspartner.
Marion Biber von der Austrian Business Agency (ABA), dem österreichischen Äquivalent der Agentur CzechInvest, erwähnt, dass die Österreicher in geschäftlichen Angelegenheiten pragmatisch seien und immer versuchten, eine Lösung zu finden. Es gibt jedoch laut Biber große Mentalitätsunterschiede zwischen der hiesigen, größtenteils internationalen Startup Community und alteingesessenen Unternehmen. Am österreichischen Markt hebt sie die auch dank seiner geringen Größe funktionierende Vernetzung einzelner Akteure sowie die Unterstützung von Unternehmen durch die Wirtschaftskammer, Cluster und die genannten Agenturen hervor. Zuzana Bedřichová wiederum betont, dass die Beratungen der Wirtschaftsagentur Wien kostenlos sind. Ausgewählte ausländische Startups haben mittels der Agentur die Möglichkeit, am einmonatigen Accelerator-Programm Vienna Startup Package teilzunehmen. Eine Woche des Programms nimmt dabei das internationale Startup-Festival ViennaUP ein. Ihr kleineres Gegenstück bildet heuer die erste Ausgabe der Czech Startup Week, zu der die Teilnehmer des Czech Startup Day von der anwesenden Repräsentantin von CzechInvest eingeladen wurden. Einer der Partner des Czech Startup Day war auch die Wiener Niederlassung des Europäischen Instituts für Innovation und Technologie, EIT Manufacturing East, das Programme und Finanzierung für Startups aus dem Produktionssektor anbietet. Für Unternehmen, die die Gründung einer Niederlassung in Österreich planen, ist die neu geschaffene, auf Startups zugeschnittene Form der Flexiblen Kapitalgesellschaft (FlexCo) interessant, die sich von anderen juristischen Personen durch ein reduziertes Stammkapital, die Lockerung formeller Anforderungen sowie die Möglichkeit der Ausgabe steuerbegünstigter Aktien an Mitarbeiter unterscheidet.
Ähnlich wie in anderen Ländern sind auch in Österreich neben Unternehmensgründern weitere Stakeholder am Startup-Ökosystem beteiligt – Investoren, Risikokapitalgeber, Inkubatoren, Business Angels, Mentoren, Universitäten und Unternehmen vor allem aus der IT-Branche, Forschung und verschiedenen Industriezweigen. Zu den häufigsten Formen der Startup-Finanzierung in Österreich zählen die Finanzierung durch Business Angels (66,7 %), die öffentliche Hand (63,8 %) sowie durch Risikokapital (49,3 %). Auf der Website der Austrian Business Agency (ABA) steht eine Infografik zur Verfügung, die einen Überblick über die wichtigsten Player des österreichischen Startup-Ökosystems gibt und Erfolgsbeispiele anführt.