
Archivalien aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges kehren nach mehr als 80 Jahren in das Archiv der Hauptstadt Prag zurück
28.01.2025 / 10:08 | Aktualizováno: 28.01.2025 / 10:13
In das Archiv der Hauptstadt Prag kehren nach mehr als 80 Jahren drei wertvolle Archivalien aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zurück. Diese wurden während des Zweiten Weltkrieges in deutsche und österreichische Archive gebracht, wo sie in den folgenden Jahrzehnten in Vergessenheit gerieten. Nun werden diese historischen Dokumente auf Initiative der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns zurück an das Archiv der Hauptstadt Prag übergeben, wo sie erneut Teil des Dokumentenbestandes werden.
Die Geschichte der „verlorenen“ Archivalien begann im Jahre 1940, als auf Druck der Okkupationsverwaltung der Direktor des Archivs der Stadt Prag Václav Vojtíšek pensioniert wurde. Ersetzt wurde er durch Rudolf Schreiber, der die Aufgabe bekam, das Archiv in eine deutsche Institution umzuwandeln. Teil dieses Prozesses war auch die Ausgliederung von zahlreichen Archivalien, die sich auf das Gebiet des Deutschen Reiches bezogen. Diese Archivalien wurden anschließend basierend auf einer Regierungsverordnung von März 1941 in deutsche und österreichische Archive gebracht. Die Spuren dieses Vorgangs verschwanden jedoch nach 1945 fast vollständig, da am Ende des Zweiten Weltkrieges der Aktenraum des Archivs der Hauptstadt Prag, wo Dokumente über die Entnahme aufbewahrt wurden, beim Brand des Altstädter Rathauses zerstört wurde. Das Bewusstsein über die Verlegung der Archivalien kehrte erst im Februar des Jahres 1946 zurück, als herausgefunden wurde, dass in den Jahren 1942 bis 1943 ungefähr 100 wertvolle Dokumente aus dem Archiv der Hauptstadt Prag in ausländische Archive gebracht wurden. In den nächsten Jahren wurde jedoch aus diversen Gründen (politische, globale oder beispielsweise wegen eines Mangels an Informationen) das Schicksal der Schriftstücke nicht weiter verfolgt.
„Die Rückgabe historischer Dokumente ist nicht nur ein wichtiger Schritt im Prozess der Restitution wertvoller historischer Artefakte, sondern auch eine Bestätigung der hohen Bedeutung und des hohen Wertes von Archivbeständen für die jetzige sowie für die zukünftige Generation. Diese außergewöhnliche Rückgabe von Archivalien unterstreicht erneut die Wichtigkeit der Pflege des kulturellen Erbes und von Archivmaterialien, die essenziell für das Verständnis unserer Geschichte sind. Es freut mich sehr, dass wir diese wertvollen Dokumente an ihren ursprünglichen Ort zurückbringen können und sie den Wissenschaftlern für ihre Forschung zur Verfügung stellen können“, sagt der Oberbürgermeister der Hauptstadt Prag Bohuslav Svoboda.
Drei dieser Archivalien, die historisch bedeutende Dokumente aus den Jahren 1619 bis 1633 beinhalten, wurden im Jahre 2024 bei Restitutionsuntersuchungen entdeckt, die auf Initiative der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns durchgeführt wurden. Diese Dokumente wurden in deutschen Archiven gefunden, konkret im Staatsarchiv Amberg, im Landesarchiv Baden-Württemberg und im Fürstlich und Gräflich Fuggerschen Familien- und Stiftungsarchiv. Nach einer gründlichen Überprüfung wurde die Rückführung der Dokumente nach Prag sicher gestellt, wo sie im modernen Gebäude des Archivs der Hauptstadt Prag in Chodovec verwahrt werden.
„Im Namen des Archivs der Hauptstadt Prag möchte ich mich vor allem bei den deutschen Kollegen für die Organisation des gesamten Restitutionsvorgangs bedanken, der das Unrecht aus der Vergangenheit wiedergutmachen soll und die Archivalien an ihren ursprünglichen Aufbewahrungsort zurückbringen soll. Diese Initiative unserer deutschen Kollegen schätzen wir außerordentlich und sind davon überzeugt, dass sie auch eine Grundlage für die Weiterentwicklung unserer Zusammenarbeit bilden wird. Zugleich möchte ich mich beim Oberbürgermeister Bohuslav Svoboda für die Organisation der Übernahme der Archivalien bedanken, die einen integralen Bestandteil unseres nationalen Kulturerbes darstellen. Der Oberbürgermeister hat damit unterstrichen, welch eine Pflege die Hauptstadt Prag langfristig seinem Archiv widmet sowie auch den Archivmaterialien, die nicht nur dort verwahrt werden, sondern auch aktiv in der Forschung genutzt werden. Ich glaube fest daran, dass dies ebenfalls mit den drei restituierten Archivalien geschehen wird“, ergänzt der Direktor des Archivs der Hauptstadt Prag Petr Jíša.
Es handelt sich um die folgenden drei Archivalien:
- Schreiben des Kurpfälzischen Großhofmeisters Graf Johann Albert von Solms-Braunfels an den Kurpfälzischen Statthalter zu Amberg Fürst Christian zu Anhalt-Bernburg vom 16. August 1619 hinsichtlich diplomatischer Aktivitäten im Zusammenhang mit der Wahl des Kaisers. Das Schreiben ist in französischer Sprache verfasst und zum Teil verschlüsselt.
- Schreiben des Kurfürsten Maximilian an Hans Fugger vom 3. März 1632, in dem ausführlich die Art der geforderten Ausrüstung für den Krieg beschrieben wird. Dieser gedruckte Brief mit einem zusätzlichen handschriftlichen Absatz ist in deutscher Sprache verfasst.
- Schutzbrief des kaiserlichen Feldmarschalls Johann Graf von Aldringen vom 28. November 1633, der die willkürliche Einziehung der Getreidevorräte des Franziskanerklosters in Villingen verhindern sollte. Das Schreiben ist in deutscher Sprache verfasst.
Quelle: Rathaus der Hauptstadt Prag