
Tschechische Unternehmen suchen nach neuen Wegen in Österreich: Handelsagenten sind einer davon
14.04.2025 / 15:37 | Aktualizováno: 14.04.2025 / 16:15
Am 9. April 2025 fand in den Räumlichkeiten der Botschaft der Tschechischen Republik in Wien in Zusammenarbeit mit der Agentur CzechTrade das achte Treffen tschechischer Unternehmen mit österreichischen Handelsagenten, die im Bundesgremium der Handelsagenten der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) zusammengeschlossen sind, statt. Diesmal nahmen 24 tschechische Unternehmen aus den Bereichen Gesundheit und Ernährung (einschließlich medizinischer Geräte), Maschinenbau und technischer Bedarf sowie Nachhaltigkeit und Energieeffizienz an der Veranstaltung teil. Das Treffen wurde von Herrn Botschafter Jiří Šitler eröffnet.
Das Treffen bot tschechischen Unternehmen (ein Katalog mit ihren Profilen befindet sich im Anhang) die Möglichkeit, mit österreichischen Handelsagenten zusammenzuarbeiten und sich einen Überblick über deren Arbeitsweise zu verschaffen.
In Österreich sind rund 8.500 Handelsagenten tätig, die jährlich Waren im Wert von über 31,3 Milliarden Euro vermitteln, wobei 66 % der Aufträge an ausländische Unternehmen gehen. Etwa 70 % der Handelsagenten sind selbständig, die restlichen 30 % sind Agenturen mit weniger Mitarbeitern. Alle Handelsagenten unterliegen dem österreichischen Handelsvertretergesetz (HVertrG, 1993), das die EU-Richtlinie 86/653 über selbständige Handelsvertreter umsetzt. Handelsagenten sind in den meisten Fällen auf ihr Gebiet spezialisiert und haben einen guten Überblick über den lokalen Markt. Sie sind keine Vertriebshändler, die Waren vom Unternehmen kaufen, sondern Vermittler. Sie haben Verträge auf Provisionsbasis, die sie erhalten, wenn sie ein Geschäft für das Unternehmen abschließen oder einen Kunden gewinnen. Da sie keine Angestellten des Unternehmens sind, ist ihre Autonomie zu beachten. Gleichzeitig entstehen den Unternehmen durch die Beschäftigung von Handelsagenten keine festen Kosten oder Ausgaben für Geschäftsreisen. Daher kann die Zusammenarbeit mit einem Handelsagenten die kostengünstigste Option für die Expansion ins Ausland sein. Für tschechische Exporteure bietet der österreichische Markt seit langem eine Reihe von Möglichkeiten, vor allem im Bereich innovativer und fortschrittlicher Technologien, wie z.B. in den bereits erwähnten Bereichen des Gesundheitswesens oder der Industrie.
Der österreichische Gesundheitssektor und wachsende Investitionen
Der österreichische Gesundheitssektor verzeichnet einen langfristigen Anstieg der Finanzmittel. Im Jahr 2023 beliefen sich die Gesundheitsausgaben auf fast 53 Mrd. EUR und überstiegen erneut 11 % des BIP, womit Österreich zu den Top 6 in der OECD gehört. Dieser Trend wird sich weiter verstärken. Angesichts der alternden Bevölkerung und ihres Wachstums durch Zuwanderung wird das Land mehr ausgeben müssen, um einen hohen Standard der Gesundheitsversorgung zu garantieren. Auch die privaten Ausgaben für die Gesundheitsversorgung nehmen zu: Sie steigen zwischen 2022 und 2023 um 7,4 % und liegen damit deutlich über dem durchschnittlichen Anstieg von 3,4 % zwischen 2004 und 2022. Laut Prognosen werden im Jahr 2040 27 % der Österreicher über 65 Jahre alt sein. Bis 2050 wird der Anteil der über 75-Jährigen voraussichtlich 17 % erreichen. Dies führt zu einer steigenden Nachfrage nach medizinischen Geräten, Rehabilitationsmitteln, intelligenten Technologien für ältere Menschen und häuslicher Pflege, aber auch nach Vitaminpräparaten.
Das Segment der Nahrungsergänzungsmittel verzeichnete in den letzten Jahren ein erhebliches Wachstum, insbesondere bei Vitamin- und Mineralstoffpräparaten, Produkten zur Unterstützung des Immunsystems und natürlichen Nahrungsergänzungsmitteln. Für tschechische Unternehmen bieten sich Chancen, insbesondere im Bereich der biozertifizierten und funktionellen Nahrungsergänzungsmittel, die dem Trend zu Nachhaltigkeit und natürlichen Inhaltsstoffen entsprechen. Auch im Bereich der Spa- und Wellness-Dienstleistungen gibt es Chancen.
Industrie und Maschinenbau: ein traditioneller Grundstein der österreichischen Wirtschaft
Der Industriesektor erwirtschaftet rund 28 % des österreichischen BIP. Trotz Einschränkungen bei einigen Umweltförderungen unterstützt die neue Regierung die Ökologisierung der Produktion. Das Ziel, bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen, erfordert enorme Investitionen in moderne Technologien zur Emissionsreduktion, Luftreinigungssysteme, Abfallmanagement, erneuerbare Energien und grüne Produktionsprozesse. Chancen ergeben sich auch im Bereich der Digitalisierung von Produktion und Innovation.
Da die Hälfte der österreichischen Wirtschaftsleistung aus dem Export stammt und Österreich damit pro Kopf zu den Top-10-Exporteuren der Welt zählt, beobachtet die Industrie auch die aktuellen Entwicklungen in der Zollpolitik des zweitwichtigsten Exportlandes USA mit Sorge. Dies kann andererseits dazu beitragen, die Handelsbeziehungen innerhalb Europas zu stärken. Österreich ist für die Tschechische Republik ein wichtiger Markt, die Tschechische Republik ist derzeit der sechstwichtigste Handelspartner Österreichs und der viertgrößte Importeur.
Wirtschafts- und Handelsabteilung der Botschaft der Tschechischen Republik in Wien