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Photo: © Velvyslanectví ČR ve Vídni / Botschaft der Tschechischen Republik in Wien

Tschechische Lebensmittelunternehmen präsentierten sich in Österreich

Am 19. und 20. März fand in Wien eine Handelsmission von Lebensmittelunternehmen im Rahmen eines Projekts der Wirtschaftsdiplomatie (PROPED) in Zusammenarbeit mit der Agentur CzechTrade und mit Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums der Tschechischen Republik statt. Ziel der Mission war es, tschechischen Lebensmittelunternehmen die Möglichkeit zu bieten, neue Geschäftskontakte zu knüpfen, sie mit den rechtlichen Rahmenbedingungen für den Export von Produkten nach Österreich sowie mit der Situation auf dem lokalen Markt vertraut zu machen. Die Teilnehmer der Mission hatten auch die Gelegenheit, das neue vollautomatisierte Lager- und Logistikzentrum von Gurkerl, der österreichischen Niederlassung von Rohlík.cz, in Begleitung von Botschafter Jiří Šitler zu besichtigen.

In Vorträgen von Experten der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und des EWP Recycling Pfand Österreich erhielten die Unternehmen Informationen über Rechtsvorschriften und Kontrollen im Bereich der Lebensmittelsicherheit, über Markt- und Einzelhandelstrends sowie über das Pfandsystem für PET-Flaschen und Dosen. Ein wichtiger Teil des Programms war eine Verkostung tschechischer Produkte in der Botschaft, die den Unternehmen die Möglichkeit bot, sich direkt an Einkäufer von Einzelhandelsketten, Distributoren und Vertreter des Gaststättengewerbes in Österreich zu wenden. Ein weiterer interessanter Programmpunkt war die Besichtigung des neuen vollautomatisierten Lagers von Gurkerl.at. An der Mission nahmen 25 tschechische Unternehmen teil, ein Katalog mit ihren Profilen befindet sich im Anhang.

Österreichischer Lebensmittelmarkt und Trends

Laut den Daten von 2023 wird der österreichische Lebensmitteleinzelhandelsmarkt von der Spar-Gruppe (Spar, Eurospar, Interspar) mit einem Anteil von 36,8 % dominiert, vor der REWE-Gruppe (Billa, Merkur, Penny, ADEG) mit 33,9 %. Es folgen die Discounter Hofer, eine Tochtergesellschaft der deutschen Aldi, mit 15,1 % Marktanteil und Lidl mit 7,8 %. Zusammen haben diese vier Akteure einen Marktanteil von fast 94 %. Die Supermärkte verfügen über insgesamt 3500 Verkaufsstellen im Land, die Discounterketten über rund 1100. Weitere 1600 Geschäfte werden von unabhängigen Betreibern geführt, die oft als Franchisenehmer einer der Ketten fungieren. Österreich verfügt damit über eines der dichtesten Netze an Lebensmittelgeschäften in Europa. Spezialitäten- und Bioläden sind ein wachsendes Segment. Hypermärkte (Interspar, Billa+) sind dagegen weniger stark vertreten, mit nur 220 Märkten im Land und einer Fläche von 4.000-5.000 m2 gehören sie zu den kleineren in Europa.

Aufgrund seiner geografischen Gegebenheiten ist Österreich seit langem ein Vorreiter in der biologischen Landwirtschaft. Die Berggebiete, die keine intensive Landwirtschaft zulassen, machen 70 % der Landesfläche aus. Österreichs Bioprodukte gehören zu den Spitzenreitern unter den Handelsmarken, wobei regionale Herkunft, Umweltschutz und Tierschutz die wichtigsten Vermarktungsvorteile sind. Mehr als 27 % der landwirtschaftlichen Fläche in Österreich werden biologisch bewirtschaftet, womit das Land an erster Stelle in der EU steht. Der Anteil der Bioprodukte am Einzelhandelsumsatz liegt bei 25 % für Milch und 18 % für frisches Gemüse. Ein weiteres starkes Element ist die Regionalität: Fast 84 % der frischen Grundnahrungsmittel (Fleisch, Milch, Gemüse) im Einzelhandelsumsatz sind österreichischen Ursprungs. Die Kunden bevorzugen eindeutig lokale Produkte und die Einzelhändler passen ihre Strategien und ihr Marketing entsprechend an. Wolfgang Hoffer von der Fachgruppe Lebensmittel der Wirtschaftskammer Österreich bestätigt, dass es ausländische Produzenten in der Alpenrepublik schwer haben und eine wirklich starke Marke brauchen. Dies war zum Beispiel bei tschechischem Bier in der Vergangenheit der Fall. Auch die tschechischen Hersteller von Marlenka-Honigkuchen und Crocodille-Baguettes haben sich auf dem heimischen Markt einen Namen gemacht.

Für die Expansion nach Österreich ist die Zusammenarbeit mit einem lokalen Partner oder die Schaffung einer speziellen Marke für den österreichischen Markt von Vorteil. Julie Havlová, Leiterin des österreichischen Büros von CzechTrade, weist darauf hin, dass der Expansion in einen so konservativen Markt eine gründliche Analyse und die Erstellung von hochwertigem Marketingmaterial vorausgehen sollte.

Österreichische Niederlassung von Rohlik expandiert

Ein häufig zitiertes Beispiel für einen erfolgreichen Markteintritt in Österreich ist Rohlik.cz, das sich unter der Marke Gurkerl zu einem wichtigen Akteur im Bereich der Lebensmittelzustellung entwickelt hat. Der Online-Supermarkt wurde 2020 als weiteres Geschäftsprojekt von Tomáš Čupr, dem Gründer der tschechischen Rohlik-Gruppe, in Wien gegründet und hat dort kürzlich seine Kapazitäten durch die Erweiterung seines Lagers und dessen Umwandlung in ein hochautomatisiertes Logistikzentrum erhöht. Anstelle von 5.000 m2 Lagerfläche stehen nun fast 11.000 m2 zur Verfügung. Mit Hilfe der Automatisierungstools Autostore und Brightpick sollen in Zukunft 8.000 Aufträge pro Tag abgewickelt werden können - derzeit sind es rund 4.000. Die neue Technologie, bei der rund 80 mobile Roboter zum Einsatz kommen, wird von Gurkerl über eine eigene IT-Plattform gesteuert, die alle Schritte in der Lebensmittel-Lieferkette optimiert. Das neue Logistikzentrum besteht aus drei Teilen mit jeweils unterschiedlichen Temperatur- und Kühlsystemen und umfasst eine eigene Bäckerei und Apotheke.

Das verfügbare Sortiment besteht aus über 12.000 Produkten von 600 Lieferanten. Ein Teil der Produkte kann direkt über die Website des Herstellers bezogen werden, ein Teil der Produkte ist exklusiv nur bei Gurkerl in Österreich verfügbar. „Eine gute Möglichkeit für tschechische Unternehmen, in den österreichischen Markt einzusteigen, bietet sich, wenn das Unternehmen bereits Rohlik in Tschechien beliefert. Das Wiener Unternehmen Gurkerl kooperiert vor allem mit der Niederlassung in Brünn“, erwähnt Johannes Müllner, Senior Category Manager bei Gurkerl.

Im Vergleich zu den Online-Shops Billa und Interspar will sich Gurkerl mit schnellerer Lieferung und einem Fokus auf die genannten regionalen Produkte positionieren. Hauptzielgruppe sind Familien mit Kindern in der gehobenen Einkommensklasse - der durchschnittliche Bestellwert ist mit 105 Euro recht hoch. Das Liefergebiet des Online-Supermarktes umfasst ganz Wien sowie Schwechat, Mödling, Baden, Korneuburg, Stockerau, Klosterneuburg, Wiener Neustadt und Eisenstadt.

Online-Verkauf und Digitalisierung sind weitere Trends im Lebensmittelhandel. Begünstigt wird der Online-Verkauf aus dem Ausland durch die relativ geringe Zahl der österreichischen E-Shops, die insgesamt nur knapp über 12.000 beträgt. „Die Österreicherinnen und Österreicher sind es gewohnt, bei ausländischen E-Shops einzukaufen“, erklärt Julie Havlová. Eine Website mit österreichischer Domain, einwandfreiem Deutsch und einem Kundenservice mit österreichischer Telefonnummer ist vorteilhaft.

Gesund, vegan und allergenfrei

Auch pflanzliche Produkte, Fleischalternativen sowie gesunde und vollwertige Lebensmittel oder zuckerreduzierte und glutenfreie Produkte werden immer beliebter. Es ist zu erwarten, dass diese spezialisierten Produkte weniger Druck auf das Herkunftsland ausüben als Grundnahrungsmittel. Mehrere Hersteller aus diesem Segment waren bei der Food Mission anwesend.

Die Lebensmittelmission in Österreich war somit eine wertvolle Gelegenheit für tschechische Unternehmen, nicht nur neue Marktinformationen zu erhalten, sondern auch die Geschäftsbeziehungen zu stärken und zu verstehen, in welche Richtung sich die österreichische Lebensmittelindustrie entwickelt.

 

Anlagen

Katalog firem 3 MB PDF (Adobe-Acrobat-Datei ) 21.03.2025

Galerie


Mise potravinářských firem do Rakouska / Handelsmission der tschechischen Lebensmittelunternehmen